Warum du öfter loslassen solltest

„Loslassen kostet weniger Kraft als Festhalten und dennoch ist es schwerer“.

Ein sehr passendes Zitat. Es stammt von Detlef Fleischhammel, einem deutschen Theologen, der viele schöne Sprüche oder Zitate verfasst hat. Aber das nur am Rande.

 

Ich habe mich näher mit dem Wort Loslassen beschäftigt. Es gibt immer wieder Menschen, die loslassen als ein negatives Wort ansehen. Ich interpretiere das Wort aber absolut positiv. Wenn ich nach verwandten Wörtern suche, finde ich Synonyme wie „befreien“, „entfernen“, „freilassen“, „entlasten“ und „erleichtern“. Diese Wörter empfinde ich als sehr zutreffend. Aber natürlich gibt es auch Wörter wie „aufgeben“, „verlassen“ oder „verzichten“. Und ich glaube, genau dort liegt der Knackpunkt. Natürlich kann es sein, dass wir uns beim Loslassen zuerst schlecht fühlen. Wir verlieren etwas, was uns in irgendeiner Form wichtig war oder wir geglaubt haben, dass es wichtig war.    

Wenn wir jedoch nicht lernen, Negatives loszulassen, können wir nur schwer die Gedanken daran stoppen. Wir verfallen wir in Grübeln, manchmal sind wir sogar wütend. Wir schlafen schlechter und unser Selbstwertgefühl leidet. Hält der Zustand über eine lange Zeit an, kann das zu Depressionen und anderen Krankheiten führen. Sogar Magen-Darm- sowie Herzkreislaufprobleme werden oft auf das „nicht loslassen können“ zurückgeführt.

 

Wir sollten öfter mal in uns rein hören: Was tut uns gut und wovon sollten wir uns besser trennen?

Ich mache das heute immer häufiger denn es ist für mich ein gutes und befreiendes Gefühl. Es gibt vieles, woran wir aus unterschiedlichsten Gründen festhalten.  

Kennst Du das Gefühl, wenn du mal deine Wohnung entrümpelst? Genau dieses Gefühl der Befreiung kannst du auf viele andere Lebensbereiche übertragen.

Es kann eine Beziehung sein, die sich nicht gut anfühlt. Egal ob es sich dabei um eine Liebesbeziehung oder um Freundschaft handelt. Gibt die andere Person dir etwas zurück, gibt sie dir Kraft oder raubt sie eher Energie? Ist es schön mit ihr/ihm Zeit zu verbringen oder ärgerst du dich eher? Du sollst nicht alles zu schnell aufgeben, aber manchmal halten wir zu lange an Beziehungen fest, die uns ständig Kraft rauben und auf Dauer eher krank machen.  

Viele Menschen haben Angst, dass sie mit dem Loslassen der negativen Gefühle gleichzeitig auch alle positiven Gefühle und Erinnerungen loslassen. Das ist jedoch nicht richtig. Du wirst sehen, es wird das Gegenteil eintreten. Umso mehr du deine schlechten Gefühle loslässt, umso mehr Platz schaffst du für deine guten Gefühle.

Der sicher schwerste Punkt ist das Loslassen negativer Gefühle. Das können Schuldgefühle wegen eines längst vergangenen Fehlers sein. Das können Gefühle über Enttäuschungen oder Kränkungen Sein. Manchmal ärgern wir uns über Chancen, die wir nicht wahrgenommen haben. Daran können wir uns festbeißen und dabei geht uns Lebensfreude verloren.   

Glaubenssätze und über Jahre eingeübte Verhaltensmuster werden wir ebenfalls schwer los. Hinterfrage so oft es geht diese antrainierten Sätze. Die Frage ist, ob diese noch auf dich zutreffen. Treffen sie nicht auf dich zu, trenn dich von ihnen. Denn gerade unser Selbstbewusstsein leidet häufig an Sätzen, die uns gesagt wurden und an denen wir bis heute festhalten, auch wenn nicht mehr stimmen.

 

Du denkst jetzt vielleicht „Das ist alles schön erklärt und ich weiß jetzt, -nicht loslassen können- macht auf Dauer krank.“ Trotzdem fällt es dir schwer, dich von manchen Dingen, Personen oder Gefühlen zu trennen.  

Dazu kann ich nur sagen, doch du kannst. Es ist dabei wichtig zu wissen, dass deine Gefühle durch deine Gedanken entstehen, und die kannst du beeinflussen. Natürlich musst du dazu bereit sein. Wenn du so schnell wie möglich damit anfängst, wirst du langfristig unheimlich viel gewinnen. Oft wirst du hinterher sicher denken „Hätte ich das doch schon früher gemacht!" Ich verbinde loslassen mit dem Wort befreien. Und Befreiung kann für deinen Geist und Körper unglaublich gesund sein.

Und jetzt, hör tief in dich hinein: Was wäre gesünder, endlich loszulassen? Frag dich was es bei dir ist. Alles, was negative Gefühle in dir weckt, davon solltest du dich befreien.  

Es gibt Menschen, die denken, sie geben auf, wenn sie etwas loslassen. Auch das stimmt nicht. Vorhaben scheitern manchmal, das ist völlig normal. Du schadest dir nur wenn du daran festhältst. Lass los und fang etwas Neues an.

Ich stelle immer wieder fest, wie schwer es manchen Menschen fällt, zu verzeihen.  Dabei ist Verzeihen etwas Großartiges. Verzeihen heißt nicht, Taten zu akzeptieren, es heißt lediglich, dass du mit dem Thema abschießt.

Noch schwerer als anderen zu verzeihen ist es, sich selber zu verzeihen. Geschehenes lässt sich jedoch nicht ungeschehen machen oder umkehren. Es hilft nur, sich den Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Wir alle machen Fehler. Vergib dir so schnell es geht und gewinne dadurch ein Stück Lebensqualität zurück.

Loslassen ist auch ein wichtiger Bestandteil bei der Achtsamkeit sowie beim Thema Resilienz. Dort wird immer wieder darauf hingewiesen, Situation oder auch Gedanken „anzunehmen“. Oft kreisen unsere Gedanken um Augenblicke, die wir nicht ändern konnten und vielleicht auch heute nicht ändern können. Das kostet uns unglaubliche Kraft. Es läuft nicht immer alles so, wie wir es uns wünschen und es reagieren auch nicht alle Menschen so, wie wir es gerne hätten. Das ist in Ordnung. Lerne zu akzeptieren was du nicht ändern kannst. Lebe im Hier und jetzt und nicht in der Vergangenheit.

Es gibt vieles, was du tun kannst um loslassen zu lernen. Führ dir immer vor Augen, wie wichtig loslassen für deinen Körper und deine Seele ist. Wie so oft, hilft es auch dabei, Deine Gedanken schriftlich festzuhalten. Schreib dir auf, was du meinst zu verlieren, aber auch, was du gewinnen wirst, wenn du etwas Bestimmtes loslässt. Oft wird dir dann schnell klar, was zu tun ist.

Ich schließe diesen Blog mit einem Zitat von Joseph Campbell, einem amerikanischen Professor und Autor:

 

„Wir sollten das Leben loslassen, das wir geplant haben, um das Leben zu leben, das auf uns wartet.“